Für Millionen verkauft

Weltweit führendes Schiffsdaten-Portal MarineTraffic schluckt Rostocker Start-up FleetMon

Andreas Meyer

Andreas Meyer

Die Daten von hier sind weltweit gefragt: Der Sitz von FleetMon an der Rostocker Strandstraße.
© Quelle: Ove Arscholl

Weltweit führendes Schiffsdaten-Portal MarineTraffic schluckt Rostocker Start-up FleetMon

MarineTraffic ist das bekannteste Schiffsdaten-Portal der Welt. Nun übernimmt das Unternehmen aus Athen das Rostocker Portal FleetMon. Unter einem neuen, gemeinsamen Eigner sollen beide Portale weiter wachsen. Wie es mit dem Start-up weitergeht und warum die Daten aus der Hansestadt in der Welt-Wirtschaft so wertvoll sind.

Rostock.

Diese Übernahme katapultiert ein Rostocker Start-up in neue Sphären – und vielleicht schon bald an die Börse: Das Rostocker Schiffsdaten-Portal FleetMon fusioniert mit dem weltgrößten Live-Tracking-Anbieter MarineTraffic.

Auf den beiden Portalen können Nutzer die Bewegungen von Schiffen auf den Weltmeeren in Echtzeit nachverfolgen. Nun sollen FleetMon und MarineTraffic unter dem Dach eines neuen Eigentümers weiter wachsen: Der französische Datenspezialist Kpler hat beide Portale gekauft.

Was ist FleetMon?

FleetMon wurde 2007 gegründet – als Teil der Jakota-Gruppe. Jakota hat seinen Hauptsitz an der Strandstraße, direkt am Rostocker Stadthafen. Das Unternehmen, das von Marek Suchowski und Lars Brandstäter gegründet wurde, hat sich auf das Design von Internetseiten und -angebote spezialisiert. Ein Geschäftsbereich war bisher FleetMon.

Jedes Schiff – mit Ausnahme von Militär- oder Behördenschiffen im Einsatz – muss seine Positionsdaten (Standort, Geschwindigkeit, Tiefgang, Ziel etc.) permanent an das sogenannte Automatische Identifikationssystem (AIS) melden. FleetMon nutzt diese Daten, um auf seiner Seite die Position von Schiffen weltweit in Echtzeit darzustellen.

Diese Informationen sind nicht nur bei maritimen Enthusiasten, sondern vor allem bei Unternehmen begehrt: DHL, Siemens, Tesla, BMW und viele weitere globale Riesen sind bisher Kunden von FleetMon, verfolgen mit den Daten ihre Liefer- und Logistikketten über die Weltmeere hinweg. MarineTraffic bietet Ähnliches. Das Unternehmen wurde ebenfalls 2007 gegründet. In Athen.

Warum wurden die Rostocker verkauft?

„Wir wollen weiter wachsen – und dafür brauchen wir starke Partner“, sagt Jakota- und FleetMon-Chef Lars Brandstäter. Bisher waren MarineTraffic und FleetMon Konkurrenten, nun bündeln sie unter dem Dach des Datenexperten Kpler ihre Teams und ihre Expertise. „Unser Ziel ist es, gemeinsam Unternehmen und Nutzern die besten Daten rund um Schiffsbewegungen, Logistikketten und Warenhandel zu bieten.“

Kpler verdient sein Geld damit, Daten für Kunden – vor allem Firmen – zu sammeln und auszuwerten. Die Informationen sollen helfen, Lieferketten effizienter zu machen, Probleme frühzeitig zu erkennen und am Ende auch Kosten zu sparen. „Auch die maritime Welt ist zunehmend vernetzt, brauchte neue digitale Tools und bessere Analysen. Gemeinsam werden wir diese Entwicklung vorantreiben“, so MarineTraffic-Vorstandschef Demitris Memos.

Der neue Schiffs- und Logistikdaten-Riese aus Rostock, Paris und Athen will vor allem die Logistikbranche mit Informationen „füttern“: „Die Erfahrungen der Teams von Kpler, MarineTraffic und FleetMon zu vereinen, wird der Digitalisierung des Seetransports und der globalen Lieferketten einen weiteren Schub geben“, sagt FleetMon-Chef Brandstäter.

Wie lief der Deal?

„Im Grunde gab es innerhalb von zwei Stunden gleich zwei Übernahmen“, erzählt FleetMon-Gründer Lars Brandstäter. Zunächst habe MarineTraffic – der Branchen-Riese aus Athen – die Rostocker übernommen. Im Paket seien beide Plattformen dann von Kpler gekauft worden.

Hintergrund: MarineTraffic ist die „Massen-Plattform“. Es richtet sich bisher vor allem an Otto-Normal-Nutzer und hat eine starke, private Community, die von den Nutzern unter anderem mit Schiffsfotos „gefüttert“ wird. FleetMon hingegen ist mehr die „Profi-Variante“, wird von vielen weltweit agierenden Unternehmen genutzt – unter anderem von Scandlines oder der Klassifizierungsgesellschaft DNV/GL.

Für den französischen Datenspezialisten ist es bereits die sechste Übernahme binnen weniger Monate. Die Pariser haben sich 200 Millionen Euro für ihre „Einkaufstour“ von internationalen Geldgebern besorgt – von Five Arrows, die Investmenttochter der Bankendynastie Rothschild, und von der fast 100 Milliarden Dollar schweren Anlagefirma Insight Partners aus New York.

Wie geht es weiter?

„Der Standort Rostock bleibt erhalten“, versichert FleetMon-Chef Brandstäter. FleetMon beschäftigt in der Hansestadt 34 Leute. Die Teams sollen nun zusammengeführt werden, eng zusammenarbeiten. Wer welche Aufgabe übernimmt, wo was passiert – an diesen Details werde noch gearbeitet. „Zusammen sind wir fast 500 Menschen.“ Zum Kaufpreis haben alle Seiten Stillschweigen vereinbart. Es dürfte aber um etliche Millionen Euro gehen.

Nach OZ-Informationen ist der nächste Schritt für Kpler – und somit auch für FleetMon aus Rostock – ein Börsengang. Ein Kenner: „Daten sind die wichtigste Ware unserer Zeit.“ Bestes Beispiel sei der Google-Mutterkonzern Alphabet Inc. (60 Milliarden US-Dollar Gewinn im Jahr 2022).

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