Miteigentümer-Modell

Traum-Ferienwohnung an der Ostsee: Start-up verkauft Immobilien an bis zu acht Parteien gleichzeitig

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Thomas Luczak

Katharina Ilgner, Sprecherin von Myne, vor einer Ferienwohnung in Glowe auf Rügen (Erdgeschoss rechts).
© Quelle: Stefan Sauer

Ferienwohnungen oder -häuser an der Ostseeküste sind teuer – besonders für einen einzelnen Käufer. Das Start-up Myne verkauft deshalb Anteile an Ferien-Immobilien an bis zu acht Parteien zugleich – auf Wunsch mit Rundum-sorglos-Paket. Was die Vorteile sind und wie sichergestellt wird, dass nicht alle Eigentümer gleichzeitig Urlaub machen wollen.

Glowe. „Wohnzimmer mit Meerblick, drei Schlafzimmer, drei Bäder, Sauna, Fitnessraum, kleines Kino – insgesamt 174 Quadratmeter.“ Alles hochwertig eingerichtet – mit Weinkühlschrank, Thermomix. Dazu Fahrräder, Terrasse und Garten. Katharina Ilgner, Marketing-Chefin des Berliner Unternehmens Myne, schwärmt von der Ferienwohnung in Glowe auf Rügen. „Direkt hinter der Düne – 1A-Lage und Wertanlage.“

„Also ich bin super happy damit“, schwärmt auch Thorsten Kreutzer, Besitzer eines Achtels der Ferienwohnung. „Gerade haben wir hier acht Tage Urlaub gemacht – die Kids lieben es.“

© Quelle: Stefan Sauer

Kreutzer wohnt eigentlich in Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) und arbeitet bei einem großen Landmaschinenhersteller. Die Vorteile des Miteigentümer-Modells: Verglichen mit einem Hotel sei es „ein bisschen wie nach Hause kommen“, erklärt Kreutzer. „Ich weiß, was mich hier erwartet, aber ich habe nicht viel Aufwand damit.“ Und ein solches Apartment in der ersten Reihe wäre für einen alleinigen Eigentümer „nicht zu bezahlen“.

Die Küchenzeile der Ferienwohnung in Glowe
© Quelle: Stefan Sauer

Und genau da setzt das Konzept des Start-ups Myne an: Gegründet 2021 unter anderem vom Ex-Rostocker Nikolaus Thomale, entwickelt, vermarktet und betreibt das Unternehmen auf jeweils bis zu acht Eigentümer aufgeteilte Ferien-Immobilien.

Die beiden Myne-Gründer Fabian Löhmer (l.) und Nikolaus Thomale
© Quelle: Anna Daki

Die rund 30 Mitarbeiter starke Firma gehört zu den sogenannten Prop Techs. Das steht für Property Technology und bezeichnet Unternehmen, die technologische Geschäftsmodelle für die Immobilienbranche entwickeln. „Wir suchen Immobilien, wo die Leute gerne Urlaub machen“, erklärt Thomale. Die werden dann „saniert, bis zum Teelöffel“ eingerichtet und über eine Plattform zum Verkauf angeboten. Myne bringt dann jeweils acht Käufer zusammen, die sich den Besitz teilen.

Das Wohnzimmer der Ferienwohnung bietet ausreichend Platz für viele Gäste.
© Quelle: Stefan Sauer

Die Idee für Immobilien-Tech-Start-up entstand im Urlaub

Die Idee entstand im Urlaub, erzählt Nikolaus Thomale, der an der Warnow aufwuchs. Der leidenschaftliche Surfer reiste früher regelmäßig nach Portugal und mietete hier die immer gleiche Immobilie. „Und die wurde immer teurer.“ Warum also nicht gemeinsam mit anderen eine Ferienwohnung kaufen und die Kosten teilen?

30 bis 40 Objekte hat Myne derzeit im Angebot. Zum Beispiel ein Penthouse mit Meerblick und Gemeinschaftspool in Sellin auf Rügen – ein Achtel für 199 000 Euro. Oder eine Wohnung mit Garten und Gemeinschaftssauna in Binz. Preis eines Achtels: 139 000 Euro. Aber auch Chalets, Landhäuser, Bungalows und Penthouse-Wohnungen in Spanien, Österreich, Italien, Frankreich.

Das Bad ist hochmodern eingerichtet.
© Quelle: Stefan Sauer

Seit 2021 wurden Objekte in zweistelliger Anzahl verkauft, davon etliche in Mecklenburg-Vorpommern. Neben Glowe auch in Prora, Ahrenshoop auf dem Darß, Heiligendamm bei Rostock. Thomale: Ab 100 000 Euro könne man Miteigentum erwerben – mindestens 50 000 Euro Eigenkapital seien nötig. Den Rest könnten Interessierte über das Start-up finanzieren. Denn: Kauf und Finanzierung von Ferien-Häusern und -Wohnungen ist nicht so einfach, vor allem im Ausland.

Käufer erhalten Anteil an Objekt-Gesellschaft

Mit umstrittenen Timesharing-Modellen, also Ferienwohnrechten, habe Myne nichts gemein. Beim Time Share erwerbe man Nutzungsrechte, kein Eigentum, erklärt Thomale. Bei seinem Start-up mit Sitz in Berlin dagegen erhalte man Immobilienbesitz – und zwar einen Anteil an einer Objekt-Gesellschaft – mit Grundbuchsicherung und Mitbestimmungsrechten. Und wolle man sich später doch von seinem Anteil trennen, hätten Mitbesitzer Vorerwerbsrechte. Das könne Myne übernehmen: „Wir haben immer Wartelisten. Oder man geht über den freien Markt.“

Die Ferienwohnung auf Rügen hat drei Schlafzimmer und drei Bäder.
© Quelle: Stefan Sauer

Und was passiert, wenn alle Miteigentümer zugleich Urlaub in der gemeinschaftlichen Wohnung machen wollen? Das werde „bereits bei der Zusammenstellung der Käufer“ berücksichtigt, sagt Katharina Ilgner. So sollen zum Beispiel für die Ferien-Immobilie in den Alpen Besitzer, die im Winter Ski laufen wollen, mit Interessenten zusammengebracht werden, die im Sommer wandern wollen. Ein System in der Reservierungs-App soll sicherstellen, dass niemand immer im November Urlaub an der Ostsee machen muss. Thomale: „Damit können wir etwa 80 Prozent der Wunschtermine gewährleisten.“

In der Ferienwohnung auf Rügen erwarten die Eigentümer auch eine Sauna
© Quelle: Stefan Sauer

MV-Tourismuschef Woitendorf: „Teilen ist das neue Haben“

„Teilen ist bekanntlich das neue Haben“, meint Tobias Woitendorf, Chef des Tourismusverbandes MV. Mit Blick auf die Umwelt seien Sharing-Modelle ein guter Weg für einen kleineren CO2-Fußabdruck; mit Blick auf den Geldbeutel eine Chance für Menschen, die sich keine ganze Immobilie leisten können oder möchten, und mit Blick auf die Orte, die durch eine Ferienhausstruktur dominiert sind und im Winter verwaist, eine Möglichkeit, die Nebensaison zu beleben.

Ferienwohnungs-Besitzer Thorsten Kreutzer aus Kaiserslautern will auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder Urlaub in Glowe machen. „Pfingsten. Und im Sommer.“

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